Das ist wohl das Streitthema schlechthin unter den Hundehaltern. Auch wenn die Handlung im Tierschutz als Gesetz schon verankert ist, wird dieses auch über unzählige Lücken im Paragrafen umgangen. Sei es durch den unbändigen Egoismus des Menschen seine eigenen Fehler am Tier damit auszubügeln oder zumindest Nachhilfe in Sachen Benehmen geben zu wollen. Nach dem Motto: Schaue her, er macht es nun nicht mehr!
Oben Beschriebenes ist wohl zahlenmässig der größte Anteil an vollzogener Kastration. Leider.
Kryptochismus - Hodenhochstand im Bauchraum - eine Laune der Natur.Andere Gründe sind , die der Gesundheit. Eine Kastration ist bei Kryptochismus, dem Hodenhochstand im Bauchraum unumgänglich. Hier wird jeder Tierarzt unumgänglich zu einer OP und Entfernung raten.
Auch wenn wir damals im Welpenalter unserem Sammy gemeinsam mit unserer Tierärztin versucht haben mit Hormongabe und Massagen zu helfen.
Über Monate eine rechte Zumutung für den kleinen Körper und Organismus. Mit dem Abschluss des zweiten Lebensjahres, haben wir uns letztendlich zur vollständigen Kastration von Sammy und das unter großen Gewissensbissen und Tränen entschlossen. Eine Entscheidung die seine Zukunft betraf.
Nein, Sammy war nicht zur Zucht oder Vermehrung bestimmt, auch vorher nicht. Es ging uns allein um den Eingriff, der sein Leben verändert, was so nicht vorher bestimmt war.
Ich entschloss mich nach ausführlichem Gespräch mit dem Leiter der Tierklinik für eine Gesamtkastration, der andere Hoden lag eigentlich im von der Natur vorgesehenen Hodensack. Halbe Sachen wollten wir nicht und kein Arzt kann sagen, ob dies zum Nachteil in Sachen Entwicklung gewesen wäre.
Ich weise aber hier nochmals drarauf hin, das normalerweise nur der im Bauchraum sitzende Hoden entfernt werden muss. Voraussetzung jedoch dabei ist, das der verbleibende Hoden sich normal entwickelt. Durch den Ultraschall kann der Arzt hierzu genauere Aussagen und Entscheidungen treffen. Generell wird auf den medizinischen Grund bei jedweder Kastration Wert gelegt sowie auch ein verantwortungsbewusster Arzt den an Kryptochismus erkrankten Hund erst einmal beobachten und jegliche nur denkbare Hilfestellung geben und mit Ihnen gemeinsam den Verlauf entscheiden wird.
Es ist bekannt, das die Rasse Australian Shepherd, kleine Nachentwickler sind und die endgültige körperliche Reife erst zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr vollendet ist.
Sammy hat diese Operation per kleinem Bauchschnitt bestens verwunden, ohne Nachteil des körperlichen Empfindens in Sachen Naht und Bewegung.
Der Heilungsprozess war sehr schnell verlaufen. Bereut habe ich die Entscheidung der Entfernung beider Hoden nicht, denn wie mir der Arzt zeigte, war der zweite Hoden leider auch unterentwickelt. Verantwortlich für den Kryptochismus, dem Hodenhochstand ist eine embryonale Fehlentwicklung.
Wird diese Fehlentwicklung, die bei fast allen Rassen vorkommen kann, nicht bis zum zweiten Lebensjahr (Reife des Hundes) fachmännich durch Heilungsmethoden oder Op behoben ,kann es zu schwerwiegenden Folgen kommen. Der Hoden wird, bei den für ihn im Bauchraum zu hohen Temperaturen, keine Spermien bilden. Die Folge ist ohnehin eine Unfruchtbarkeit. Eine Entartung des Hodens durch Verkapselung ist als Risikoeinstufung 14 mal höher als bei gesunden Rüden. Hier führt dies oft genug zum Hodenkrebs, der durch zuviel Östrogene, (weibliche Hormonbildung), entartet und letztendlich die Lebenserwartung des Rüden auf ein Minimum herabsetzt. Eine solche Leidenszeit wollten wir unserem Sammy doch ersparen.
Bei zeitlich engen Abständen und einer auf den Hund abgestimmten Behandlung, soll es heute neuerdings sogar schon möglich sein, eine Op nicht unbedingt zeitnah durchzuführen. Das aber kommt umfänglich auf alle gegebenen Kriterien darauf an. Hund, Alter, Diagnose, Zustand, Befinden sowie Reifezustand des Hundes usw.. Sollten sich die Halter noch unschlüssig sein, empfiehlt es sich auf jeden Fall eine zweite oder sogar dritte Meinung einzuholen.
Wir haben es dem Züchter von Sammy selbstverständlich mitgeteilt. Er selbst hat, wie jeder andere Züchter auch, keinerlei Einfluss auf diese Entwicklung.
Niemand kann daher dem Züchter die Schuld zuweisen. Es ist und bleibt nunmal eine Laune der Natur.
Jedoch ist das Wissen um solche Vorkommnisse bei seinen Welpen äusserst wichtig, denn eine Weiterzucht mit den Elterntieren (in gleicher Verpaarung) oder auch Geschwistertieren eines Kryptochiden ist nicht erstrebenswert und sollte im Sinne der Zucht unterbleiben.
Das sich hier leider die Wenigsten daran halten, wissen wir wohl auch.
Ihr fragt Euch, wie es Sammy heute mit 7 Jahren (und 5 Jahren nach der Kastration) geht?
Hier komme ich zu meíner Einstellung
gegen
eine Kastration, nur aus reinem Egoismus der Menschen.
Wenn diese wüssten, das zu 90%, sage ich selbst mal, diese Tiere ein geschwächtes Immunsystem davon tragen, empfindlicher gegenüber Krankheiten sind, Allergien entwickeln, dann hoffe ich hier mit meiner Ausführung eine Warnung gesetzt zu haben. Auch wenn ich nur ein bis zwei Menschen erreiche, ihre Entscheidung, wenn es keine Krankheit des Hundes betrifft, rückgängig zu machen, dann habe ich schon viel getan. - Im Sinne der Hunde -
Zurück zu Sammy: Er ist sehr empfindlich im Verdauungssystem über die Jahre geworden (siehe Schneegastritis, die schon beim kleinsten Kalten ihn erwischt).
Er hat eine Getreideallergie, die die kleinsten Anteile an diesen Stoffen schon zu mächtigem Juckreiz und Leckekzemen an der Haut führt.
Sein Verhalten als Aussie ist seither sehr ruhig, ja fast zu ruhig. Wir haben ihm es leichter gemacht und ihm einige kleine Freunde (Kurzzeitpflege) und seit drei Jahren nun sein Bruder TomTom zu Seite gestellt. TomTom ist eine total andere Art an Aussie und ja, er ist intakt. Er wird mit seiner quirligen , liebenswürdigen und freundlichen Art, den Sammy aus seiner Litargie zu reissen, umfänglich gerecht. Anders herum, hat TomTom von Sammys stürrischer Ruhe profitiert und auch Ruhe halten gelernt. Sammy als solches ist nicht krank im herkömmlichen Sinne, nur eben zu ruhig und nicht unbedingt rassetypisch im Verhalten.
Genau diese Probleme möchte ich hier darlegen. Sammy ist nun 7 Jahre und geht langsam dem Seniorenalter entgegen und ich denke schonmal daran, das auch diese Kastration zu Knochen sowie Gelenkproblemen im Alter führen könnte, denn genau wie bei uns Menschen sind Hormone für die Knochensubstanz verantwortlich. Bitte, liebe Halter, überlegt Euch eine Kastration wirklich einmal mehr, bevor ihr zu einem solch, dem Hund betreffend, tiefgreifendem Einschnitt kommt.
Wir haben unseren Weg gefunden, aber der war schwer und wird sicher nicht leichter.
Sollte ein Trainerwegen des Verhaltens, das euer Hund zeigt, aus Gründen der anscheinenden Umkehrbarkeit im Verhalten zu einer Kastration raten, dann bitte ich Euch selbst mal zu hinterfragen, ob ihr bzw, der Trainer wirklich alles getan habt, wirklich alles, um diesen endgültigen einschneidenden Weg, der auch euch dann betrifft, gemeinsam gehen wollt. Einem Hund, der wirklich auf Dauer sexuell frustriert ist, kann man sicher auch anders helfen. Ein Hund der Beisser ist, wird nicht zu einem besseren Hund, wenn ihr ihn nicht versteht!
Ich bitte auch dringend, sich den Trainer und seine Ausbildung genauer zu betrachten. Nicht jeder Trainer ist zum Beispiel auch ein erfahrener Aggressionstrainer.
Letzt angesprochenes Thema der Aggressionsverhalten beim Hund wird zu oft als Entschuldigung zur Kastration genommen und der Mensch denkt, damit sei das Verhalten gleich mit abgeschnitten. Dem ist wahrlich nicht so, denn nach der erfolgten Kastration dauert es noch Monate, schwere gemeinsame Monate, wo der Hund die Hormonumstellung erst einmal körperlich verkraften muss. Auch in dieser Zeit und danach muss weiter am Verhalten gearbeitet werden.
Mit der Op bzw. Kastration ist nichts erledigt. Andere Erzählungen sind eine Mär!!! Auch eine solche Aussage eines TA.
Bitte bedenkt alle vorliegenden Gründe, die ihr Euch selbst zur Kastration Eures Hundes gebt.
Auch Züchter helfen sich mit dem Grund der nicht gewünschten Vermehrung. Ob das so im Sinne der Hunde richtig ist, bezweifle ich sehr.
Für mich mit Sicht auf tiefgreifende gesundheitliche Folgen, nicht. Auch hier kann anderweitig ein Schnitt bzw die Durchtrennung der Samenleiter erfolgen und dem Hund die lebensnotwendige Dosis an Hormonen gelassen werden.
Noch etwas: Die Tierärzte sind auch zur Abwägung angehalten und nach gesundheitlichen Aspekten bereit, solche Eingriffe vorzunehmen.
Betreffende Links setze ich Euch jetzt hier rein:
Die Kastration eines Hundes ist somit nach der Einschränkung aller Ausnahmenormen des § 6 Abs. 1 S. 2 TierSchG bei der üblichen Tierhaltung in Deutschland in nur in wirklich ganz wenigen Fällen erlaubt. Folgender Link aus der Quelle: Anwaltskanslei Susan Beaucamp
https://www.kanzlei-sbeaucamp.de/die-kastration-des-hundes-eine-juristische-betrachtung/